Ergebnis der Umfrage “Mental health situation of dancers”

Umfrageergebnisse

Im Folgenden stelle ich die Ergebnisse meiner anonymen, informellen Umfrage zum Thema psychische Gesundheit unter Tanzschaffenden mit dem Titel: “Mental health situation of dancers” anhand von Diagrammen vor. Die Umfrage wurde für einen Monat im Juni 2022 auf sozialen Medien (Instagram, Facebook) veröffentlicht. Teilgenommen haben 52 Tanzschaffende. Die Umfrage wurde auf Englisch veröffentlicht.

Ziel der Umfrage war es Einblicke in die Bedürfnisse von Tänzer*innen und tatsächliche psychische Gesundheitsprobleme zu gewinnen, um Aufmerksamkeit auf diese Themen zu lenken und ein Programm zu entwickeln, das helfen kann, diese Probleme zu überwinden und ein gesünderes (Arbeits-)Umfeld zu schaffen.

Im ersten Abschnitt ging es darum Basisinformationen wie Alter, Arbeitsbereich und Identifikation zu erhalten, um die Umfrage im Anschluss sinnvoll auswerten zu können.

Auf die Frage “In welchem Land/Ländern arbeitest du?” gaben 50 Personen “Deutschland” an, vier Personen arbeiteten zudem auch in anderen europäischen Ländern und eine Person auch international. Eine Person gab Österreich und eine die USA als Arbeitsstätte an.

Welche themen sind/waren herausfordernd in Arbeit/Ausbildung?

  • Körperbild, Ernährung
  • Erwartungen, Perfektionismus, Vergleiche
  • Work – Life – Balance, Beziehungen
  • Selbstmanagement
  • Machtmissbrauch, missbräuchliche Praktiken in der Szene
  • Finanzielle Situation
  • Grenzen
  • Stress

Was bräuchtest du jetzt, um dich bei der Arbeit/allgemein gut zu fühlen?

  • Finanzielle Sicherheit / bessere Bezahlung
  • Wertschätzung, Empathie, Respekt gegenüber der Arbeit der Anderen
  • Pause, Zeit für mich, Zeit für Regeneration
  • Unterstützung
  • Respekt, Akzeptanz & ernstgenommen werden von „Chef*innen“
  • Coaching/Mentoring zu Reha, Karriere, Transition
  • Therapeutische Begleitung
  • Veränderung in der Szene (Machtmissbrauch stoppen)

Im zweiten Teil der Umfrage wollte ich mit spezifischen Fragen tiefere Einblicke in die emotionale Befindlichkeit der Teilnehmer*innen erhalten, um herauszufinden welche Themen besonders adressiert werden sollten.

In den folgenden Diagrammen sind die Mittelwerte der Antworten angegeben. Der Wert 0 entspricht “Nein/Stimme nicht zu”, 6 entspricht “Ja/Stimme zu”.
Bei Interesse an den Einzelantworten kann gerne eine Anfrage über das Kontaktformular gesendet werden.

Die nächsten Tabellen vergleichen die Antworten unter Auswahl bestimmter Parameter wie Alter oder Berufsgruppe. Auch hier wurden wieder die Mittelwerte verwendet.

Antworten nach Berufsgruppe:

Tabelle links: Herkunft und Berufsgruppe

Tabelle rechts: Alter und Berufsgruppe

Antworten nach Altersgruppe:

Antworten nach Geschlechtsidentität:

Aus der Umfrage gehen für mich folgende Themen, die die psychische Gesundheit von Tanzschaffenden beeinflussen, hervor:

  • Körperbild
  • Essverhalten
  • Grenzen
  • Überforderung
  • Stress
  • Einsamkeit
  • Leistungsdruck, Perfektionismus
  • Finanzielle Unsicherheit
  • kein stabiles Umfeld (Wohnort, soziales Netz)
© Air Portaits - Nicholas Crepea

Mir ist durchaus bewusst, dass diese Themen nicht einfach zu ändern sind. Viele Probleme sind strukturell tief verankert sodass es Zeit braucht, um hier eine Veränderung zu bewirken. Trotzdem bin ich der Meinung, dass kleine Anstöße individuell Erleichterung schaffen und auf Dauer auch größere Wirkung haben können. Meine Ansatzpunkte zur Verbesserung der oben genannten Thematiken, unter Berücksichtigung der Umfrageantworten, wären:

  • Aufklärung – am besten frühzeitig in der Ausbildung
  • Schulungen für Tänzer*innen zur Förderung der Autonomie
  • Schulungen für Direktor*innen, Choreograph*innen, Pädagog*innen
  • Konkrete Vorschläge für die Szene:
    – Körperbilder hinterfragen: wie sehen Körper von gesunden Atleth*innen aus? Was ist ungesunde Ästhetik?
    – Betreuung durch (externe) Therapeut*innen für Körper & Psyche: dauerhafte körperliche Beschwerden wirken auf die Psyche und umgekehrt, externe Therapeut*innen bieten einen geschützten Raum außerhalb der Arbeitsstätte
    – Anpassung von Arbeits-/Schulzeiten: hierbei auf sportwissenschaftliche Trainingspläne zurückgreifen und Regenerationsphasen bzw. Aufbauphasen sinnvoll planen, um Übertraining zu vermeiden.
    – Zugehpersonen als Vermittler*innen: nicht immer ist es möglich direkt zu kommunizieren, gerade wenn ein Verhältnis angespannt oder Unsicherheit über eine offene Kommunikation besteht kann eine externe Vertrauensperson helfen
    – Plenum: feste Zeiten zu denen eine offene Kommunikation mit möglichst vielen Beteiligten stattfinden kann
    – faire Bezahlung: hier eignen sich die Honorarempfehlungen des LAFT Berlin
    – Tänzer*innen als Menschen nicht als Objekte betrachten: Tänzer*innen sind zwar oft sehr resilient, doch trotz allem keine Maschinen
© Air Portaits - Nicholas Crepea

Herzlichen Dank an alle Teilnehmer*innen der Umfrage!

Ich möchte mich auch weiterhin mit diesen Themen befassen und freue mich sehr über Menschen, die hier kollaborieren wollen.
Bei Interesse an weiteren Informationen zur Umfrage oder der Thematik oder einer Zusammenarbeit kontaktiert mich gerne!

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